Die schönsten U-Bahn Stationen Europas
von Lukas und Mirjam Schwarzenbacher
Die Themenwahl
Für die Fotostrecke "Die schönsten U-Bahn-Stationen Europas" wählten wir sechs europäische Städte, in denen wir in je zwei U-Bahn-Stationen ein Foto zum Thema Tasche inszenierten. Schon zu Beginn der Themenwahl war für uns klar, dass wir für diese Fotostrecke einen Ort und ein Objekt wollten, welche kontinuierlich durch alle Bilder gehen und doch veränderbar sind. Zufällig dachte Luki bei der Themensuche an U-Bahn-Stationen. Nach einer Recherche im Internet merkten wir, dass U-Bahn-Stationen optisch sehr viel hergeben, wenn man sie sorgfältig aussucht. Dazu bietet eine Tasche unzählige Inszenierungsmöglichkeiten. Darum beschlossen wir, diese Fotostrecke im Rahmen dieser beiden Kriterien umzusetzen.
Berlin
Als erste Stadt wählten wir Berlin. Um in einer U-Bahn-Station zu fotografieren, benötigt man eine Genehmigung. Diese erhielten wir nach einigen Mails problemlos. Allerdings war es uns nicht erlaubt, ein Stativ zu benutzen, weshalb uns Braida begleitete. Ihre Aufgabe war es, die Kamera zu halten.
Um Geld zu sparen, wählten wir den Flixbus um nach Berlin zu reisen. In der Stadt selbst wohnten wir zu dritt in einem Airbnb Zimmer. Die Fotogenehmigung war zeitlich auf wenige Stunden an den Randzeiten begrenzt. Darum mussten wir früh aufstehen und konnten uns erst spät wieder schlafen legen. Noch dazu war der Erfolgsdruck sehr hoch, da wir die Fotoshootings nicht wiederholen konnten. Aus diesem Grund planten wir, drei Fotos zu machen, obwohl wir eigentlich nur zwei brauchten. So konnten wir das am wenigsten passende Bild am Schluss wieder aussortieren. Dies erwies sich als guter Plan, denn auf einem Foto waren die Kleider zu Ton in Ton mit dem Hintergrund, weil die Station anders war als erwartet. Auf demselben Foto assen wir Spaghetti aus einer Tasche. Aus Zeitgründen schlangen wir diese herunter, ohne sie zu kauen und achteten nicht auf die Hygiene. Dies hatte zur Folge, dass bei Luki die Spaghetti nach dem Fotografieren unverdaut wieder zurück kamen.
Die U-Bahn-Züge in Berlin waren eng, die Stationen dreckig und voll von obdachlosen Menschen. Einmal bekam Luki ein Kompliment dafür, so offen zu seiner Transsexualität zu stehen, weil er in Frauenkleidern gekleidet war. Ein andermal wollte ein verwahrloster Mann Mirjams Füsse massieren. Von der Stadt Berlin selbst haben wir nicht viel gesehen.
München
Als nächstes reisten wir nach München. Der grosse Vorteil an München war, dass wir durch die Nähe zu Zürich mit dem Auto gehen konnten. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, mehr und grössere Requisiten mitzunehmen. Da wir zu unserem Airbnb Zimmer einen Parkplatz zur Verfügung hatten, konnten wir alle Requisiten im Auto lassen und hatten im Zimmer genügend Platz um uns zu schminken und frisieren. Auch hier benötigten wir eine Fotogenehmigung, welche wir problemlos via Mail erhielten.
Für das erste Bild brauchten wir sehr viele und schwere Requisiten. Wir hatten grosses Glück, denn schon beim ersten Versuch kam ein gutes Foto dabei heraus.
Beim zweiten Bild war die Pose sehr komplex, da wir neben Mimik und Gestik auch auf die vielen Linien im Hintergrund achten mussten. Wir inszenierten das Bild an einem Wochenende. Deshalb war die Fotogenehmigung diesmal nur an Tage statt wie sonst an Tageszeiten gebunden. Wir nutzen diese Freiheit und gingen drei Mal zur U-Bahn um das Bild zu perfektionieren. Auch wenn wir für dieses Bild weniger Material brauchten als für das erste, war der Transport des Materials ziemlich anspruchsvoll. Besonders das Schleppen einer Holztreppe über mehrere hundert Meter und das Umsteigen in der U-Bahn bis zu unserer Station, hatte es in sich.
Die U-Bahn in München ist sehr sauber und um einiges weniger hektisch als in anderen Städten. Dadurch ist sie auch für ältere Menschen ein geeignetes Transportmittel. Von München selbst haben wir neben dem Weg zur U-Bahn nichts gesehen.
London
Als dritte Stadt wählten wir London. Hier erhielten wir bei den Abklärungen für die Fotogenehmigung die Auflage, für 1'500 Pfund einen Supervisor zu mieten. Dieser sollte aufpassen, dass alles gut läuft. Im Verhältnis zur Schönheit der Subwaystationen erschien uns das sehr teuer. Darum beschlossen wir, London auszulassen.
Paris
Die dritte Reise war nun nach Neapel und Paris geplant. Neapel brauchte für die Fotogenehmigung so lange, dass wir sie nicht mehr vor der Reise erhielten. Darum beschlossen wir, vorerst nur nach Paris zu reisen. In Paris brauchten wir keine Fotogenehmigung, dies wurde uns nach einer Anfrage via Mail mitgeteilt. Allerdings bekamen wir wieder die Auflage, kein Stativ zu benutzen. Aus diesem Grund begleitete uns Yasmin auf dieser Reise.
Schon vor der Reise freuten wir uns darauf, wieder mit dem Flixbus fahren zu dürfen. Für die Übernachtung wählten wir auch wieder Airbnb, da uns die Möglichkeit selbst zu kochen überzeugte.
Das Fotografieren war wie in Berlin und München sehr intensiv. Wir planten, zwei Fotos zu machen. Da beide beim ersten Mal nicht genügend gut inszeniert waren, mussten wir sie in der ohnehin knapp bemessenen Zeit wiederholen.
Ein Sicherheitsbeamte wollte dann doch eine Fotogenehmigung sehen. Luki zeigte ihm das in Englisch geschriebene Mail, in welchem stand, dass wir keine brauchten. Der Sicherheitsbeamte verstand das Englisch zwar nicht, kannte aber die Mailadresse des Absenders. Dies genügte ihm als Beweis, dass wir fotografieren durften.
Die U-Bahn in Paris war sehr schmutzig, einmal lagen sogar menschliche Fäkalien herum. Dazu waren Obdachlose und bedrohlich wirkende Menschen in den U-Bahn Stationen.
Zum Schluss blieb auf dem Weg zum Flixbus noch etwas Zeit, um den Eiffelturm bei Nacht kurz zu besuchen. Ansonsten sahen wir auch von Paris sehr wenig.
Neapel
Nach etwas Nachhaken hat es mit der Fotoerlaubnis in Neapel geklappt und wir durften sogar mit Stativ fotografieren. Sobald wir die Mail mit der Fotogenehmigung hatten, buchten wir Plätze im Flixbus nach Neapel, sowie eine Airbnb Wohnung.
Kurz nachdem wir mit dem ersten Fotoshooting begannen, versuchte uns eine Frau, welche eine Gruppe Jugendliche durch die U-Bahnstation führte, das Fotografieren zu verbieten. Sie liess die gesamte Gruppe 15 Minuten lang warten, während sie mit uns diskutierte. Da Luki aber nicht nachgab, musste sie zum Schluss mit einer halbherzigen Abmachung, dass wir nur kurz da sein dürfen, gehen. Als sie schon weitergegangen waren, kamen zwei der Jugendlichen zu uns zurück und erklärten uns, dass wir die Frau nicht ernst nehmen sollen. Sie sei immer so ein Biest.
Das Fotografieren verlief dann problemlos und auch das zweite Foto war schnell und ohne Zwischenfälle im Kasten.
Die U-Bahn in Neapel ist sehr sauber, kunstvoll gestaltet und man fühlt sich sicher. Abgesehen von dieser einen Frau, hatten die Leute Freude an uns. Eine ältere Dame wollte uns sogar Geld geben, weil sie dachte, wir spielen ein kleines Theater.
Die Reservezeit, welche wir durch den guten Verlauf der Shootings nicht brauchten, verbrachten wir damit, uns Neapel anzusehen. Neben sehr viel Verkehr sind uns streunende Hunde, Drogenspritzen und haufenweise gelangweilt herumstehende Menschen aufgefallen.
Stockholm
Obwohl wir in Stockholm eine Aufsichtsperson der U-Bahn engagieren mussten, wählten wir diese Stadt als die Nächste. Stockholm hat sehr schöne U-Bahnstationen, welche nochmals einen neuen Stil in die Fotoserie bringen. Die Aufsichtsperson mussten wir stundenweise bezahlen. Das Maximale was wir uns leisten konnten, waren vier Stunden. Da dies sehr knapp war, begannen wir schon zu Hause damit, die Posen zu üben und versuchten mittels Youtubevideos und Fotos auf Google, die Blickwinkel möglichst genau zu bestimmen.
Als wir mit dem Flugzeug in Stockholm ankamen, empfing uns eine höchst sympathische Stadt. Genauso sympathisch war die Airbnb-Wohnung und später die Aufsichtsperson. Vor dem eigentlichen Fotoshooting hatten wir zwei Tage Zeit, um uns vor Ort nochmals die Blickwinkel genau zu überlegen. Das Foto wollten wir zu einer Randzeit machen, während der wenig Leute in der U-Bahn sind. Aus diesem Grund mussten wir am Tag des Fotoshootings bereits um drei Uhr aufstehen um uns vorzubereiten. Damit wir uns schon an das frühe Wachsein gewöhnen, standen wir schon am Tag des Abflugs und die folgenden Tage so früh auf. Das Fotoshooting selbst verlief sehr gut und ohne Zwischenfälle. Die Anwesenheit der Aufsichtsperson war sehr angenehm für uns. Diese konnte auf unser Material aufpassen und uns die Security vom Leib halten.
Die U-Bahn in Stockholm ist sehr sauber. Sogar so sauber, dass unsere weissen Socken nach einigen Schritten in der U-Bahnstation immer noch weiss waren. Durch die gute Vorbereitung im Voraus, hatten wir viel Ruhe und noch etwas Zeit, uns die Stadt genauer anzusehen.
Lissabon
Wir waren sehr unsicher, welche Stadt wir als Letzte wählen sollten. Nach langer Recherche entschieden wir uns dann für Lissabon. Bereits am Tag nach unserer Anfrage für die Fotogenehmigung, erhielten wir einige Fragen zu unserem Projekt zugesandt. Wir beantworteten diese noch am selben Tag, doch dann begann ein langes Warten. Auch nach mehrmaligem Nachfragen hörten wir nichts mehr von Lissabon.
Wien
Wir begannen uns wieder mittels Youtube und Google auf die Suche nach einem Ersatz für Lissabon zu machen. Wien war unsere bevorzugte Wahl. Sehr schnell erhielten wir eine Antwort auf unsere Nachfrage nach einer Drehgenehmigung. Leider verboten sie uns das Fotografieren an den von uns gewählten Stationen. Am Rand des U-Bahnnetzes erlaubten sie uns das Fotografieren, doch diese Stationen waren bei weitem nicht genügend schön für unsere Fotos.
Prag
Verwundert, dass wir die U-Bahn von Prag nicht schon früher entdeckt haben, beschlossen wir unsere letzen beiden Fotos dort zu machen. Schnell erhielten wir via E-Mail das Formular um eine Fotogenehmigung zu beantragen. Dann hörten wir wieder sehr lange nichts, auch nach wiederholtem Nachfragen nicht. Inzwischen erhielten wir aber die Zusage von Lissabon. In der Hoffnung, das alles klappt, buchten wir aber Airbnb und Flixbus für Prag. Nachdem wir wussten, wie toll die Prager U-Bahn-Stationen sind, wollten wir nicht mehr nach Lissabon.
Am Tag der Abreise hatten wir immer noch keine Fotogenehmigung. Luki rief nach Prag an und wurde freundlich und rasch nach Details zu unserem Vorhaben befragt. Er erklärte es noch einmal, obwohl wir der Person am Telefon eigentlich alles schon im Formular angegeben hatten. Wir wurden dazu noch informiert, das wir für die Fotogenehmigung dreihundert Franken bezahlen müssen. Innert wenigen Stunden hatten wir dann die Fotogenehmigung in unserem E-Mail-Postfach.
Das Fotografieren in Prag lief sehr gut und ungestresst. Während zwei Tagen suchten wir die Blickwinkel aus. Weil Luki allergiebedingt nur Nespressokaffee trinken kann, gingen wir einmal täglich in die Nespresso Boutique, kauften eine Stange Kaffee und bekamen dazu einen gratis Kaffee, denn wir gleich da trinken konnten. Am dritten Tag standen wir morgens um drei Uhr auf, um dann um sechs Uhr in der U-Bahn zu sein. Ganze sechs Stunden verbrachten wir im Untergrund und perfektionierten unser Posing.
Müde und hungrig kamen wir in die Airbnb-Wohnung zurück. Beim Ansehen der Fotos merkten wir, dass Mirjams Lippenstift sehr unschön ist. Da wir uns eine zweitägige Fotogenehmigung ausgehandelt hatten, nutzen wir den nächsten Tag, um das Foto mit verbessertem Makeup nochmals aufzunehmen.
Die U-Bahn-Stationen in Prag sind sehr sauber. Auffällig ist die hohe Frequenz der U-Bahnen. Tagsüber fährt fast alle drei Minuten eine. Die Leute reagierten sehr schaulustig und fotografierfreudig auf uns. Da sie uns aber beim Fotografieren nicht störten, war uns dies recht so.
Ausstellungen
Die schönsten U-Bahn-Stationen Europas
2019, Gemeindehaus Elsau in Räterschen
Die schönsten U-Bahn-Stationen Europas
2019, Salon7zehn in Winterthur
Die schönsten U-Bahn-Stationen Europas
2018, Restaurant Frohsinn Eidberg in Winterthur
Kleenex made my day und Wäschezyklus
2017-2018, Gemeindehaus Elsau in Räterschen
Kleenex made my day
2016, Restaurant Römerpark in Winterthur
Kleenex made my day
2016, l'endroit perdu im Schlachthaus Theater Bern
Kleenex made my day
2015, Restaurant Frohsinn Eidberg in Winterthur
Wäschezyklus
2015, Salon7zehn in Winterthur
Wäschezyklus
2015, Kaffee Augenblick in Winterthur
Rücklebung alter Bauten
2014, Salon7zehn in Winterthur
Reise nach Wien
2013 Salon7zehn in Winterthur