Aufbauen gelingt durch eingespielte Handgriffe - Sorgfalt hat jedesmal höchste Priorität.
Jedes Filmset ist individuell. Es kommt hinzu, dass Thematik, Ort und Fragestellungen der Auftraggeber jeweils sehr verschieden sind. Wie geht ihr damit um?
Susanne: Wir setzen auf akribische Vorbereitung. Wir bedenken und organisieren jedes Detail vor der Ankunft am Drehort. Das hilft uns, bei unerwarteten Herausforderungen am Set flexibel agieren zu können. Weiter gilt die Devise: Sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, kein Drama machen, denn es nützt nichts.
Luki: Grundsätzlich betrachten wir jeden Dreh als "Prototyp". So bleibt die "forschende Haltung". Es ist sehr interessant, dass sich jedes Thema von den anderen unterscheidet. Das Wichtigste ist jeweils, dass wir uns exakt an die eigene To-do-Liste halten und unser Ziel genau kennen. Es ist hilfreich und nötig, strikt Ordnung zu halten und immer einen Schritt vorauszudenken: z. B. Taschen immer wieder sicher verschliessen oder Dinge so platzieren, dass sie nicht runterfallen können. Obwohl der Plan vorhanden ist, bleiben unsere Augen forschend.
Worauf legt ihr den Fokus am Set und bei den Dreharbeiten?
Susanne: Mein Augenmerk liegt darauf, im Gespräch und mit Erklärungen der Interview-Grundregeln eine angenehme Atmosphäre für den Protagonisten zu schaffen. So versuche ich, ihm die Nervosität zu nehmen, denn er soll spürbar Freude haben während des Drehs. Weiter gehe ich Luki helfend zur Hand und sehe zu, dass ich nicht im Aufnahmewinkel der Kamera bin.
Luki: Den Dreh zu zweit anzugehen, macht Sinn: Allen Aufgabenbereichen gerecht zu werden, ist alleine weniger gut möglich. Bei der gemeinsamen Arbeit muss man einander vollumfänglich vertrauen können. Ideal ist, wenn beide im gleichen Tempo mit- und vorausdenken. Es ist von Vorteil, wenn man sich sehr gut kennt, wie das bei uns der Fall ist. Harmonieren ohne Worte erleichtert die Arbeit ungemein, z.B. gelingt es Susanne in der Regel, den "Linsenbereich" rechtzeitig zu verlassen, wenn ich die Kamera schwenke. Für die Betreuung des Protagonisten bleibt natürlich auch mehr Zeit, wenn zwei Personen am Set arbeiten. Ein bisschen Spannung und Nervosität ist allerdings nicht (nur) schlecht, es kommt auf das Mass an. Der Protagonist soll aber auf jeden Fall nicht das Gefühl haben, dass er sich vor der Kamera übermässig öffnen soll.
Susanne mimt den Protagonisten für die Einstellung von Beleuchtung und Mikrofonlautstärke.
Habt ihr eine Art fixes Vorgehen für jede Dreharbeit?
Susanne: Ja. Wir rechnen ca. 1 h vor Ort ein für Vorbereitung, Einrichtung, Blickwinkel wählen und Lichttest. Vorab bin ich die Testperson. Dieselben Tests müssen selbstverständlich auch noch mit dem Protagonisten durchgeführt werden. Wenn alles passt, führen wir im Anschluss das Interview durch. Um die Zelte wieder abzubrechen, rechnen wir jeweils mit einer Viertelstunde.
Lukas: Es ergeben sich jedes Mal viele identische Vorkehrungen, die notwendig sind: z. B. die Anfahrt zum Drehort in den fremden Orten oder Städten planen und im Vorfeld online Parkiermöglichkeiten suchen oder die Packliste zum Abstreichen durchgehen. Jedes Ding muss an seinem bestimmten Ort sein, da wir am Dreh keine Zeit haben um zu suchen. Beim Filmen gilt es, solange am Thema zu bleiben, bis man selbst von der Qualität des Drehs überzeugt ist.
Wenn wir wieder zu Hause sind, gilt es, sofort eine Doppelsicherung der Daten zu machen, denn für sie wurde viel investiert. Ebenso werden sämtliche Akkus wieder geladen, als Vorbereitung für den nächsten Dreh.
Bestimmt ist jeder Dreh einzigartig. Welcher hat euch persönlich besonders Eindruck gemacht?
Susanne: Generell mag ich es, wenn der Protagonist gerne erzählt und man merkt, dass er auch Freude hat. Die ganze Sache ist ja erfreulich und toll, denn die schönen Geschichten der Protagonisten sind jedes Mal ein Geschenk - auch für uns. Besonders in Erinnerung ist mir das Interview mit Annika, der Cheerleaderin, aus dem Projekt "Wintiserie".
Luki: Jeder Protagonist schenkt uns Inhalt und Szene. Je bedeutungsvoller die Geschichte für den Protagonisten, desto bedeutungsvoller das Geschenk. Ausserordentlich war für mich auch das Filmen von Annika, der Cheerleaderin, aus dem Projekt "Wintiserie": Wir durften Zeugen werden von sehr persönlichen, bewegenden Erlebnissen und Momenten, die unter die Haut gingen. Das stimmte uns sehr dankbar.
Die Dokumentation der Dokumentation - Susanne und Luki über die Schulter geschaut.